Coaching: Alles Hokuspokus?
Ein häufiges Vorurteil, wenn es um das Thema Coaching geht, ist, dass es doch einfach nur Hokuspokus sei. In diesem Artikel räumen wir mit dem Vorurteil auf, und erklären wie und warum Coachings wirksam sein können.
Coaching ist kein geschützter Begriff
Die Wortherkunft von “Coaching” ist im Englischen zu finden und bedeutet übersetzt “Kutscher”. Der Coach ist demnach der Kutscher, der einen Reisenden auf seiner Reise begleitet und ihn unterstützt an sein Ziel zu gelangen.
Bei der Begriffsabgrenzung ist wichtig zu erwähnen, dass ein Coaching keine Therapie ist. Denn ein Coaching richtet sich nur an Menschen, die grundsätzlich psychisch gesund sind.
Genau daraus resultiert dann auch ein Problem. Denn der Begriff Coaching ist nicht rechtlich geschützt. Jede und jeder kann sich Coach nennen, sodass der Coaching-Markt immer unübersichtlicher wird. Es sammeln sich Motivationscoaches und Life-Coaches neben Psychologinnen und Psychologen. Demnach stellt die Qualitätssicherung ein großes Problem dar.
Hinzu kommt, dass sich die Wirksamkeit eines Coachings schlecht quantifizieren lässt. Wer sagt schon: “Seitdem ich einen Coach an meiner Seite habe, fühle ich mich um 50 % besser als vorher”.
Dennoch versprechen viele Coaches, dass ein Coaching lebensverändernd wirken soll und den Coachee (die gecoachte Person) vollumfänglich unterstützt.
Wie wirksam kann ein Coaching sein?
Im Coaching bearbeiten Coach und Coachee gemeinsam das Thema, das der Coachee als problematisch beschreibt. Durch einen Perspektivwechsel werden dem Coachee Prozesse sichtbar gemacht, die sonst verborgen geblieben wären.
Im Coaching Prozess findet ein grundsätzliches Lernen statt, stets zu hinterfragen: “Warum agiere ich immer gleich?” und “Was stört mich daran?” “Wie kann ich anders handeln und wieso kann ich es vielleicht nicht?”
Dadurch kann der Coachee sich weiterentwickeln und lernt einen anderen Umgang mit seinem Problem zu finden. So wirkt Coaching sehr nachhaltig und lässt uns stets an uns selber arbeiten.
Coaching kann somit sehr wirksam sein, ist jedoch auch davon abhängig, ob der Coachee bereit ist neue Wege auszuprobieren.
Was passiert eigentlich im Coaching?
Grundsätzlich lässt sich der Ablauf eines Coachings als Prozess verstehen und in mehrere Schritte einteilen:
Erstgespräch
Im Erstgespräch findet zunächst ein Kennenlernen zwischen Coach und Coachee statt.
Dabei geht es darum herauszufinden, ob Beide sich eine Zusammenarbeit vorstellen können. Außerdem wird eine Art Landkarte erstellt, welche Themen den Coachee beschäftigen und aus welchem Grund er sich zu einem Coaching entschieden hat.
Im Rahmen des Erstgespräches wird auch ein Vertrag zwischen beiden Parteien erstellt, der die Häufigkeit und Kosten der Behandlung festlegt.
Coaching-Sitzungen und der Coaching-Prozess
Ist das Coaching vereinbart und die Zielsetzung geklärt, kommt es zu den individuellen Coaching-Sitzungen. Die Anzahl dieser variiert, je nach Problem und Anforderungen.
Grundsätzlich ist zu beschreiben, dass ein Coaching dazu anregt selbst anders zu denken und zu handeln. Mit den eigenen Ressourcen und durch das eigene Erlernen eines neuen Weges das Problem zu lösen.
Im Coaching gibt es keine Ratschläge, sondern ein gemeinsames Erforschen der Möglichkeiten.
Welche Stärken und Fähigkeiten bringt der Coachee mit, um einen neuen Umgang mit dem Problem finden zu können? Es ist somit eine Hilfe zur Selbsthilfe.
In den Coaching-Sitzungen betrachten Coach und Coachee gemeinsam, warum das Thema als Problem identifiziert wird und wie dieses entstanden ist:
Ist es situationsabhängig oder begleitet das Thema den Coachee vielleicht schon sein oder ihr gesamtes Leben?
Wie geht der Coachee mit der Herausforderung um und wieso ist er oder sie mit der Lösungsstrategie erfolgreich oder nicht?
Welche Ressourcen, Stärken und Fähigkeiten bringt der Coachee mit und kann diese gezielt einsetzen, um das Problem anders zu lösen?
Diese und weitere Fragen gestalten den Coaching Prozess. So entsteht ein ganzheitliches Verständnis für das persönliche Thema und es kann zielgerichtet ein anderer Umgang damit gefunden werden.
Hierbei beginnt bereits der Prozess des Hinterfragens und damit wird eine erste Entwicklung in Gang gebracht. Mit verschiedenen Methoden, Tools und dem Einsatz von Medien unterstützt der Coach den Coachee in der Entwicklung. So lernt der Coachee anders über das persönliche Problem zu denken und wird angeregt anders zu handeln.
Das Coaching ist also sehr lösungsorientiert ausgerichtet.
Was passiert zwischen den Coaching-Sitzungen?
Hier beginnt die Umsetzung der gelernten Entwicklungen.
Diese ist anstrengend, denn Menschen sind Gewohnheitstiere und auch unsere Psyche wählt immer den Weg des leichtesten Widerstandes.
Außerdem braucht der Coachee anfangs Durchhaltevermögen, um im Alltag bewusst zu sagen “Nein, heute mache ich es anders”.
Im Coaching lernt der Coachee genau diese Knackpunkte kennen und erfährt wie und mit welchen Ressourcen er oder sie anders handeln kann.
Es erfordert stets Mut neue Wege zu gehen.
Abschluss und Follow-Up
Neigt sich die vereinbarte Anzahl der Sitzungen ihrem Ende zu, folgt die Reflexion des Prozesses.
Wenn festgestellt wird, dass noch zu viele Themen offen sind, können an diesem Punkt auch weitere Sitzungen vereinbart werden.
Außerdem bietet es sich an, 4 - 6 Monate nach Coaching Ende nochmal ein sogenanntes Katamnese-Gespräche zu führen. Hierbei blicken Coach und Coachee gemeinsam zurück auf die Zeit des Coachings.
Sie reflektieren, was sich verändert hat und wie der Coachee bereits von dem Coaching profitieren konnte. Aber auch wo er oder sie vielleicht noch Entwicklungspotenzial bemerkt hat.
Coaching ist also kein Hokuspokus
Ein Coaching ist ein Prozess, der den Coachee weiterentwickelt. Er oder sie lernt anders zu denken. Durch das eigene Ausprobieren neuer Wege im Coaching, kann der Coachee lernen dies auch auf andere Situationen zu übertragen. Dadurch wirkt das Coaching nachhaltig.